Zwischenbericht 1. Quartal 2006/07

Mannheim, 13.07.2006

Sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre,

der vorliegende Zwischenbericht unterrichtet Sie über die Geschäftsentwicklung in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2006/07 (März bis Mai 2006).

Reform der EU-Zuckermarktordnung

Der Agrarministerrat der Europäischen Union hat am 20. Februar 2006 die neue gemeinsame Marktordnung für Zucker endgültig verabschiedet. Trotz der harten Preiseinschnitte gibt uns die neue Marktordnung eine nachhaltige Perspektive. Südzucker ist in den besten Anbaugebieten Europas aufgestellt und damit wettbewerbsfähig. Auf der Grundlage unserer guten Referenzmengen werden wir mehr als ein Viertel der neuen Zusatzquote von 1 Mio. t auf uns vereinigen und unsere Quote von 3,8 auf 4,1 Mio. t aufstocken können. Die neuen Möglichkeiten des Industriezuckergeschäftes für chemische und pharmazeutische Anwendungen sowie für die Bioethanolherstellung außerhalb der Quotenzuckererzeugung werden wir ebenfalls voll nutzen. Insgesamt erwarten wir für die Südzucker-Gruppe ein Erzeugungsvolumen, das über dem bisherigen liegen wird, obwohl aus heutiger Sicht die Exportmöglichkeiten in Folge der negativen Panelentscheidung der WTO weitgehend entfallen werden. Dabei tritt mit der Industriezuckererzeugung ein stabiles EU-Geschäft an die Stelle des schwankenden C-Zuckergeschäftes.

Der in der neuen Marktordnung angelegte steigende Quotenanteil sowie ein höherer stabiler innereuropäischer Absatz von Quoten- und Industriezucker anstelle von Weltmarktexporten versetzt Südzucker in die Lage, die Belastung aus der Preiskürzung aus eigener Kraft durch die bereits eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen auszugleichen. Südzucker wird daher gestärkt aus dem Reformprozess hervorgehen.

Die notwendigen Übergangsvorschriften sind inzwischen verabschiedet. Zur Bereinigung des Marktes und zur Gewährleistung eines guten Starts in die neue Marktordnungsära hat die Kommission rechtzeitig vor der Aussaat 2006 die EU-Quote vorübergehend für das Zuckerwirtschaftsjahr 2006/07 um 2,5 Mio. t gekürzt. Dadurch wird entsprechend weniger Zucker erzeugt, der somit den Markt auch nicht belasten kann. Andererseits rechnen wir damit, dass bereits im ersten Reformjahr Quoten im Umfang von rd. 1,5 Mio. t in den Restrukturierungsfonds zurückgegeben werden. Wir gehen davon aus, dass sich das Marktgleichgewicht, das durch die hohe Deklassierung 2005/06 wieder hergestellt wurde, weiter stabilisiert und gefestigt wird. Auf dieser Grundlage erwarten wir ein wieder ansteigendes Preisniveau.

In den WTO-Verhandlungen Ende Juni 2006 konnte abermals kein Fortschritt erreicht werden. Es wurden keine weiteren Zugeständnisse bei der Öffnung der europäischen Agrarmärkte gemacht. Ziel ist eine Einigung bis Ende Juli, da ansonsten der Abschluss der gesamten Welthandelsrunde in Frage gestellt ist.

Neues Segment Frucht

Aufgrund der zunehmenden Bedeutung des Geschäftsfelds Frucht im Rahmen der strategischen Ausrichtung der Südzucker-Gruppe wurde ein eigenes Segment Frucht eingerichtet. Die Berichterstattung umfasst nunmehr die Segmente Zucker, Spezialitäten (Bioethanol, Freiberger, Functional Food, PortionPack, Stärke und Surafti) sowie Frucht (Fruchtzubereitungen und Fruchtsaftkonzentrate).

Planmäßiger Verlauf der Frucht-Integration

AGRANA hat Anfang Juli 2006 die umfassende Neustrukturierung des Segmentes Frucht umgesetzt. Die bisher am Markt eigenständig agierenden Fruchtunternehmen Atys, DSF Deutsch-Schweizerische Früchteverarbeitung GmbH (DSF), Steirerobst, Vallø Saft und Wink haben ihre operativen Aktivitäten in die AGRANA Fruit S.A. mit Sitz in Paris/Frankreich für den Bereich Fruchtzubereitungen sowie in die AGRANA Juice GmbH mit Sitz in Gleisdorf/Österreich für den Bereich Fruchtsaftkonzentrate eingebracht. Die in den letzten drei Jahren akquirierten Unternehmen im Fruchtbereich gehen damit in den beiden neuen Dachgesellschaften auf. Mit der Neustrukturierung werden zwei schlagkräftige und marktnahe Organisationen geschaffen, interne Abläufe vereinfacht, Kosten eingespart und der Kundenservice weiter verbessert. Die Forschungs- und Produktentwicklungskapazitäten werden im Rahmen der Zusammenlegung ebenfalls ausgebaut. Die neue Organisation ist zudem so ausgerichtet, dass über Akquisitionen oder organisches Wachstum weitere operative Einheiten in die AGRANA eingegliedert werden können. Schließlich wird die Marke »AGRANA« nun auch im Fruchtbereich international positioniert. Das Konzept einer globalen Rohstoff-Beschaffungsstrategie wurde ebenfalls im 1. Quartal 2006 weiterentwickelt.

Umsatzentwicklung

Der Konzernumsatz stieg im 1. Quartal des Geschäftsjahres 2006/07 um 216,2 Mio. EUR bzw. um 17,3 % auf 1.468,5 (1.252,3) Mio. EUR, wobei alle Segmente Umsatzzuwächse verzeichneten.

Im Segment Zucker erhöhte sich der Umsatz im 1. Quartal 2006/07 um 49,2 Mio. EUR bzw. 5,4 % auf 961,0 (911,8) Mio. EUR. Getragen wurde dieser Umsatzzuwachs durch die positive Marktentwicklung in den osteuropäischen Inlandsmärkten, die durch Interventionsverkäufe in Ungarn und Tschechien verstärkt wurde. Die Exporte wurden gegenüber 2005/06 nochmals gesteigert, wobei es jedoch infolge einer deutlichen Verschiebung von Quoten- zu C-Zuckerexporten nicht zu einem Anstieg der Exportumsätze kam.

Der Segmentumsatz Spezialitäten erhöhte sich vor allem aufgrund des erstmaligen Umsatzbeitrages der Bioethanolanlage in Zeitz um 10,4 % bzw. 30,6 Mio. EUR auf 324,6 (294,0) Mio. EUR.

Das Segment Frucht erzielte im 1. Quartal des Kalenderjahres 2006 (1. Januar bis 31. März) einen Umsatz von 182,9 (46,5) Mio. EUR, wobei die Atys-Gruppe sowie die DSF, Konstanz, im Vorjahr noch nicht in den Konsolidierungskreis einbezogen waren.

Ergebnisentwicklung

Das operative Ergebnis im Konzern stieg im 1. Quartal des Geschäftsjahres 2006/07 in einem nach wie vor schwierigen Umfeld auf 127,6 (126,0) Mio. EUR; die operative Marge erreichte 8,7 %.

Im Segment Zucker lag das operative Ergebnis mit 94,0 (96,0) Mio. EUR knapp unter dem Vorjahr. Die nochmals gesteigerten Exporte wirkten sich positiv auf das Segmentergebnis aus. Trotz der hohen Deklassierung im Herbst 2005 kam die Konsolidierung der europäischen Zuckermärkte bisher nur langsam voran. Während in Osteuropa die Marktbereinigung deutlich voranschreitet, war in Westeuropa die Situation im 1. Quartal nach wie vor schwierig.

Im Segment Spezialitäten reduzierte sich das operative Ergebnis erwartungsgemäß auf 28,1 (29,8) Mio. EUR. Bei Bioethanol wurden nach den Anlaufverlusten im Vorjahr erstmals deutlich positive Ergebnisse erwirtschaftet. Im Bereich Functional Food lag das operative Ergebnis wie erwartet deutlich unter Vorjahr. Dabei konnte bei den Kernprodukten Isomalt/Palatinose, Inulin und Oligofructose der Wachstumstrend der Vergangenheit fortgesetzt werden. Dagegen gingen die Ergebnisbeiträge der im Rahmen der EU-Quote aus Chicorée gewonnenen Inulinfructose zurück. Südzucker hat sich im Zuge der Reform der Zuckermarktordnung entschieden, diese Geschäftsaktivitäten zum Jahresende einzustellen und die Quote an den Restrukturierungsfonds zu verkaufen.

Im Segment Frucht beläuft sich das operative Ergebnis auf 5,1 (0,2) Mio. EUR. Der deutliche Anstieg resultiert überwiegend aus der erstmaligen Vollkonsolidierung der Atys-Gruppe sowie der DSF.

Das Ergebnis der Betriebstätigkeit in Höhe von 120,2 (122,2) Mio. EUR setzt sich aus einem operativen Ergebnis von 127,6 (126,0) Mio. EUR und einem Ergebnis aus Restrukturierung und Sondereinflüssen von -7,4 (-3,8) Mio. EUR zusammen. Das Ergebnis aus Restrukturierung und Sondereinflüssen betrifft im Segment Zucker die im 1. Quartal 2006/07 beschlossene Schließung des polnischen Werkes Lubna. Im Segment Spezialitäten sind bei Functional Food im Bereich Orafti in beiden Berichtsperioden Anlaufkosten angefallen.

Der Konzern-Jahresüberschuss stieg auf 75,4 Mio. EUR nach 69,7 Mio. im Vorjahreszeitraum.

Der Cashflow erhöhte sich mit 27,8 % bzw. 25,3 Mio. EUR auf 116,2 (90,9) Mio. EUR deutlich.

Ausblick

Für 2006/07 erwarten wir im Gesamtjahr durch die zweistelligen Wachstumsraten in den Segmenten Spezialitäten und Frucht trotz des leichten Umsatzrückgangs im Segment Zucker einen Anstieg des Konzernumsatzes um rd. 5 % von 5,3 auf 5,6 Mrd. EUR.

Der Umsatz im Segment Spezialitäten wird durch die deutliche Absatzsteigerung bei Bioethanol um gut 100 Mio. EUR wachsen. Im Segment Frucht erwarten wir durch die nun ganzjährige Konsolidierung der Atys-Gruppe, den erstmaligen Einbezug von DSF sowie die Umstellung des Geschäftsjahres der Frucht-Gesellschaften vom Kalenderjahr auf das Geschäftsjahr der Südzucker-Gruppe einen Umsatzanstieg um rd. 300 Mio. EUR. Daneben steigt in den wärmeren Monaten erfahrungsgemäß der Konsum von Fruchtjoghurts gegenüber dem 1. Quartal, was sich sowohl auf den Umsatz als auch auf das operative Ergebnis im weiteren Jahresverlauf positiv auswirken sollte. Aufgrund des Kampagnebetriebes der Fruchtsaftkonzentratherstellung in Europa von September bis Dezember haben die industriellen Großkunden ihre Lager im letzten Quartal 2005 aufgefüllt, eine Belebung des Marktes und verstärkte Wiederbefüllung der Lager werden ab dem 2. Quartal 2006 erwartet.

Beim operativen Konzernergebnis erwarten wir einen Zuwachs. Dabei gehen wir davon aus, dass im Segment Zucker das operative Ergebnis bereits im ersten Jahr der neuen Marktordnung - trotz der Belastungen durch die Interventions-Preiskürzungen, trotz der erstmaligen Erhebung der Restrukturierungsabgabe und trotz der hohen temporären Quotenrücknahme für das Zuckerwirtschaftsjahr 2006/07 - mindestens auf Vorjahreshöhe liegen wird. Bei einem stabilisierten Marktgleichgewicht werden die im Vorjahr gesunkenen Marktpreise wieder steigen. Die eingeleiteten Kosteneinsparungen und die Ergebnisbeiträge aus dem Abverkauf der großen C-Zuckerernte 2006 bei steigenden Weltmarktpreisen tragen ebenfalls positiv zum Ergebnis des Zuckersegments bei. Im Segment Spezialitäten wird sich das positive Ergebnis bei Bioethanol im Gesamtjahr sogar noch verstärken. Bei Functional Food kann die erfreuliche Absatzentwicklung bei den Kernprodukten die Belastungen aus den noch nicht ausgelasteten Produktionskapazitäten in Chile und die fehlenden Ergebnisse aus dem Inulinfructose-Geschäft infolge des Quotenverkaufs nicht ausgleichen. Insgesamt wird dieses Segment daher leicht unter Vorjahr liegen. Einen deutlichen Ergebniszuwachs wird das Segment Frucht durch die Verbesserung der Ergebnisqualität im Gesamtjahr, die nun ganzjährige Konsolidierung der Atys-Gruppe und die Geschäftsjahresanpassung erreichen.

Das im Vorjahr noch stark negative Ergebnis aus Restrukturierung und Sondereinflüssen wird sich aus heutiger Sicht ins Positive wenden. Damit wird sich das Ergebnis der Betriebstätigkeit deutlich verbessern.

Mit freundlichen Grüßen
Südzucker AG Mannheim/Ochsenfurt
Vorstand

Ereignisse nach der Zwischenberichtsperiode

Im Juni 2006 hat die Frucht-Gruppe 50 % der Xianyang Andre Juice Co. Ltd, eine Tochtergesellschaft eines der führenden chinesischen Apfelsaftkonzentratherstellers, der Yantai North Andre Juice Company Ltd, erworben. Die Fabrik liegt in der Provinz Shaanxi, direkt im größten Apfelanbaugebiet Chinas. Die derzeitige Jahreskapazität von 30.000 Tonnen soll bereits 2007 verdoppelt und damit ein Umsatz von 24 Mio. EUR erzielt werden. Das Joint Venture steht unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die zuständigen Behörden.

AGRANA und Südzucker errichten gemeinsam mit ihrem langjährigen Vertriebspartner SCO Studen & Co. Holding, Wien/Österreich, im Rahmen eines 50:50 Joint Ventures eine Rohzuckerraffinerie in Brcko/Bosnien-Herzegowina. Der Baubeginn ist noch für 2006 vorgesehen; die Inbetriebnahme der Zuckerraffinerie soll bereits 2007 erfolgen. Die Produktionskapazität von 150.000 Tonnen Zucker entspricht jenem Volumen, das die Südzucker-Gruppe bereits bisher über die SCO Studen in der Region mittels EU-Exportzucker abgesetzt hat.

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