Quartalsbericht 1. Halbjahr 2006/07

Mannheim, 12.10.2006

Sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre,

der vorliegende Zwischenbericht informiert Sie über die Geschäftsentwicklung in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2006/07 (März bis August 2006).

Reform der EU-Zuckermarktordnung

Wie bereits berichtet, hat der Agrarministerrat der Europäischen Union im Februar 2006 die neue Marktordnung für Zucker mit einer Laufzeit bis 2015 verabschiedet. Diese Marktordnung führt zwar einerseits zu harten Einschnitten aufgrund der Preiskürzung, bietet uns aber andererseits eine nachhaltige Perspektive, da Südzucker in den wettbewerbsfähigsten Regionen Europas verankert ist. Darüber hinaus eröffnet die Marktordnungsreform auch neue Potenziale. Südzucker als wettbewerbsfähiger Zuckerproduzent kann überproportional neue Zusatzquoten erwerben und damit die Zuckerquote von 3,8 auf 4,1 Mio. t erhöhen; damit können wir unseren Marktanteil in Europa deutlich steigern. Auch die neue Möglichkeit der Erzeugung von Industriezucker für die Bioethanolproduktion sowie für chemische und pharmazeutische Anwendungen wird Südzucker voll nutzen. Damit tritt mit der Industriezuckererzeugung ein neues Geschäft in der EU an die Stelle des bisherigen volatilen C-Zuckergeschäftes. Insgesamt gehen wir somit - trotz in Folge der WTO-Panelentscheidung entfallender Exportmöglichkeiten - nachhaltig von einem Erzeugungsvolumen über dem bisherigen aus.

Die Nutzung der sich bietenden Potenziale aus der neuen Zuckermarktordung mit einem höheren innereuropäischen Absatz versetzt Südzucker in Verbindung mit den eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen in die Lage, aus eigener Kraft die Belastungen aus der Preiskürzung mittelfristig zu kompensieren. Südzucker setzt alles daran, aus dem Reformprozess gestärkt hervorzugehen.

Die neue Marktordnung ist am 1. Juli 2006 in Kraft getreten. Im Zuckerwirtschaftsjahr 2006/07 werden, wie erwartet, in der EU nur 1,5 Mio. t Quote an den Restrukturierungsfonds zurückgegeben. Im Rahmen der Übergangsvorschriften zur neuen Marktordnung hatte die EU-Kommission die EU-Quote für das Zuckerwirtschaftsjahr 2006/07 bereits vor der Aussaat um 2,5 Mio. t gekürzt, so dass entsprechend weniger Zucker erzeugt wird. Dadurch tritt, nachdem durch die hohe Deklassierung 2005/06 das Marktgleichgewicht in etwa wieder hergestellt wurde, eine weitere Marktstabilisierung ein, die sich in einer Erholung des Preisniveaus manifestiert.

Für das Zuckerwirtschaftsjahr 2007/08 erwarten wir weitere Quotenverkäufe an den Restrukturierungsfonds. Auch Eastern Sugar B.V., Deurne (Niederlande), führt derzeit mit Arbeitnehmern und Rübenanbauern an sämtlichen Produktionsstandorten in Tschechien, der Slowakei und in Ungarn Gespräche mit dem Ziel, die Quote von insgesamt 281.000 t an den Restrukturierungsfonds zu verkaufen. Unsere französische Tochtergesellschaft Saint Louis Sucre S.A. konnte ihren Anteil von 49,5 % an Eastern Sugar aus kartellrechtlichen Gründen nicht ausbauen.

Im Juli sind die Verhandlungen der Welthandelsorganisation WTO zunächst gescheitert. Angesichts der weit auseinander liegenden Positionen der Verhandlungspartner, die sich nicht nur auf den Landwirtschaftsbereich erstrecken, wird mit einer längeren Unterbrechung der Verhandlungen von 2 - 3 Jahren gerechnet. So lange der Verhandlungsprozess läuft, bleiben die derzeit gültigen Verpflichtungsgrenzen hinsichtlich Einfuhrzöllen, interner Stützung und Exporterstattungen in Kraft.

Bioethanol

Südzucker hat die Bioethanol-Aktivitäten der Südzucker Bioethanol GmbH, Zeitz, sowie der Biowanze S.A., Brüssel (Belgien), und der Bioenergy Loon-Plage S.A.S., Paris (Frankreich), in der CropEnergies AG, Mannheim, gebündelt. Am 28. September 2006 hat die CropEnergies AG 25 Millionen neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung im Rahmen eines öffentlichen Angebots platziert. Bei einem Emissionskurs von 8,00 EUR je Aktie konnte CropEnergies einen Bruttoemissionserlös in Höhe von 200 Mio. EUR realisieren, der die nachhaltige finanzielle Basis für die weitere Expansion in Europa bildet. Die Notierungsaufnahme erfolgte am 29. September 2006 im amtlichen Markt (Prime Standard) an der Frankfurter Wertpapierbörse.

Im Rahmen des öffentlichen Angebots (ohne bevorrechtigte Zuteilung) wurden in Deutschland rd. 78 % bei institutionellen Anlegern und rd. 22 % bei privaten Anlegern platziert. Den Südzucker-Aktionären wurden rd. 3 Millionen Aktien bevorrechtigt zugeteilt. Südzucker bleibt auch nach dem Börsengang mit 70,6 % Mehrheitsaktionärin der CropEnergies AG.
Die CropEnergies-Gruppe betreibt am Standort Zeitz, Sachsen-Anhalt, eine Bioethanol-Anlage mit einer jährlichen Verarbeitungsleistung von 700.000 t Getreide und einer jährlichen Bioethanol-Kapazität von derzeit 260.000 m³. Der Vertrieb des von CropEnergies produzierten Bioethanols erfolgt unter der Dachmarke »CropEnergies« an die Mineralöl- und petrochemische Industrie.

Das Marktwachstum für Biokraftstoffe wird sich durch die von der EU verabschiedete Zielsetzung zur Förderung nachwachsender Rohstoffe in den nächsten Jahren deutlich verstärken. Die CropEnergies-Gruppe hat ein umfangreiches Investitionsprogramm eingeleitet, das mit einer Ausweitung der bestehenden Jahreskapazitäten auf über 750.000 m³ im Jahr 2008/09 eine Teilnahme an diesem Marktwachstum ermöglicht. Hierzu soll unter anderem die bestehende Anlage in Zeitz in zwei Stufen auf eine Kapazität von jährlich 360.000 m³ ausgebaut werden. Darüber hinaus hat die Gruppe mit der Planung und Errichtung einer weiteren Anlage zur Produktion von Bioethanol auf Basis von Weizen und Zuckerrüben mit einer Kapazität von jährlich bis zu 300.000 m³ in Wanze (Belgien) begonnen.

AGRANA hat am 7. September 2006 den Grundstein für das neue Bioethanolwerk in Pischelsdorf (Österreich) mit einer Kapazität von bis zu 240.000 m³ Bioethanol gelegt. Die Inbetriebnahme ist für Oktober 2007 geplant, wobei die Investitionskosten bei insgesamt rd. 125 Mio. EUR liegen werden. Das Produktionsvolumen wird im Rahmen einer Vertriebskooperation - mit Ausnahme einer unmittelbaren Abnahmevereinbarung mit der österreichischen OMV-Gruppe - über die CropEnergies-Gruppe abgesetzt.

Mit Beginn des 2. Quartals wurde der vollständige Erwerb der französischen Ryssen-Gruppe vollzogen und die Gruppe damit seit 1. Juni 2006 in den Konzernabschluss einbezogen. Die Ryssen-Gruppe betreibt in logistisch vorteilhafter Lage am Hafen von Dünkirchen (Frankreich) eine moderne Anlage zur Rektifikation und Trocknung von Rohethanol mit einer Jahreskapazität von künftig 100.000 m³.

Umsatzentwicklung

Der Konzernumsatz stieg im 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2006/07 um 258,4 Mio. EUR bzw. um 9,7 % auf 2.919,7 (2.661,3)* Mio. EUR.
Im Segment Zucker lag der Umsatz mit 1.844,0 Mio. EUR auf Vorjahresniveau. Der Rückgang aus den abnehmenden Weltmarktexporten konnte durch den erfreulichen Zuwachs des Quotenzuckerabsatzes in den osteuropäischen Inlandsmärkten ausgeglichen werden.

Der Segmentumsatz Spezialitäten erhöhte sich um 16,1 % bzw. um 96,3 Mio. EUR auf 694,0 (597,7) Mio. EUR. Dies ist insbesondere das Ergebnis des Umsatzzuwachses aus der Südzucker Bioethanol GmbH in Zeitz und der Integration der Ryssen-Gruppe. Die Bereiche Functional Food, Freiberger und Stärke konnten ebenfalls Umsatzsteigerungen realisieren.

Das Segment Frucht erzielte im 1. Halbjahr des Kalenderjahres 2006 (1. Januar bis 30. Juni) einen Umsatz von 381,7 (217,0) Mio. EUR. Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 164,7 Mio. EUR ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass die Atys-Gruppe im Vorjahr lediglich mit drei Monaten (1. April bis 30. Juni) und die DSF Deutsch-Schweizerische Früchteverarbeitung GmbH, Konstanz, noch nicht in den Konsolidierungskreis einbezogen waren.

Ergebnisentwicklung

Das operative Konzernergebnis stieg im 1. Halbjahr des Geschäftsjahres 2006/07 in einem nach wie vor schwierigen Umfeld auf 250,3 (243,0) Mio. EUR; die operative Marge erreichte 8,6 %.

Im Segment Zucker lag das operative Ergebnis des 1. Halbjahres mit 178,2 (186,4) Mio. EUR leicht unter Vorjahr. Die Ergebnisentwicklung war von der in Westeuropa erst spät im 1. Halbjahr beginnenden Erholung der Marktsituation gekennzeichnet. Die schon im 1. Quartal positive Marktentwicklung in Osteuropa setzte sich auch im 2. Quartal fort. Der Ergebnisbeitrag der Weltmarktexporte reduzierte sich im 2. Quartal aufgrund der nun sinkenden Exportmengen.

Im Segment Spezialitäten konnte das operative Ergebnis um 7,7 Mio. EUR auf 54,9 (47,2) Mio. EUR gesteigert werden. Dieser Anstieg wird getragen von der guten Ergebnisentwicklung im Bereich Bioethanol, wo gegenüber den Anlaufverlusten im Vorjahr ein klarer Ergebnisswing eingetreten ist. Bei Functional Food lag das operative Ergebnis, wie erwartet, deutlich unter Vorjahr. Der Rückgang geht zum einen auf die schlechte Entwicklung im Geschäft mit aus Chicorée gewonnener Inulinfructose zurück. Südzucker hat sich im Zuge der Reform der Zuckermarktordnung entschieden, diese Aktivitäten einzustellen und die Quote an den Restrukturierungsfonds zu verkaufen. Zum anderen konnte das deutliche Absatzwachstum bei den Kernprodukten des Functional-Food-Bereichs die Kostensteigerungen und Belastungen aus den noch nicht ausgelasteten Produktionskapazitäten in Chile nicht ausgleichen.

Im Segment Frucht stieg das operative Ergebnis um 7,8 Mio. EUR auf 17,2 (9,4) Mio. EUR an. Im Vergleich zum Vorjahr sind die ehemalige Atys-Gruppe und DSF erstmals mit sechs Monaten im Konsolidierungskreis enthalten.

Das Ergebnis der Betriebstätigkeit im Konzern in Höhe von 240,8 (237,3) Mio. EUR setzt sich aus einem operativen Ergebnis von 250,3 (243,0) Mio. EUR und einem Ergebnis aus Restrukturierung und Sondereinflüssen von -9,5 ( 5,7) Mio. EUR zusammen. Das Ergebnis aus Restrukturierung und Sondereinflüssen betrifft im Segment Zucker die beschlossene Stilllegung des polnischen Werkes Lubna. Im Segment Spezialitäten sind für die Inbetriebnahme der ORAFTI-Produktionsanlage in Chile Anlaufkosten angefallen.
Der Konzern-Jahresüberschuss stieg im 1. Halbjahr auf 156,5 Mio. EUR nach 151,8 Mio. EUR im Vorjahr.

Ausblick

Für das Gesamtjahr 2006/07 erwarten wir zweistellige Umsatz-Wachstumsraten in den Segmenten Spezialitäten und Frucht, so dass - trotz des leichten Umsatzrückgangs bei Zucker - der Konzernumsatz um rd. 5 % von 5,3 auf 5,6 Mrd. EUR ansteigen wird.

Im Segment Zucker wird der Umsatz durch die hohe Deklassierung 2005, die temporäre Quotenherabsetzung in der Kampagne 2006 und durch den Wegfall der C-Zuckerexporte ab der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2006/07 um rd. 200 Mio. EUR auf 3,4 Mrd. EUR zurückgehen. Der Umsatz im Segment Spezialitäten wird durch die deutliche Absatzsteigerung bei Bioethanol um rd. 150 Mio. EUR auf 1,3 Mrd. EUR wachsen. Im Segment Frucht erwarten wir durch die nun ganzjährige Konsolidierung der Atys-Gruppe, den erstmaligen Einbezug von DSF, Konstanz, sowie die Umstellung des Geschäftsjahres der Frucht-Gesellschaften vom Kalenderjahr auf das Geschäftsjahr der Südzucker-Gruppe einen Umsatzanstieg um rd. 350 Mio. EUR auf 0,9 Mrd. EUR.

Beim operativen Konzernergebnis erwarten wir einen Zuwachs. Dabei gehen wir davon aus, dass im Segment Zucker das operative Ergebnis im ersten Jahr der neuen Marktordnung - trotz der Belastungen durch die Interventionspreis-Kürzungen, trotz der erstmaligen Erhebung der Restrukturierungsabgabe und auf Basis der derzeit beschlossenen temporären Quotenrücknahme für das Zuckerwirtschaftsjahr 2006/07 - mindestens auf Vorjahreshöhe liegen wird. Die im Vorjahr gesunkenen Marktpreise haben sich teilweise erholt. Bei einem weiter gefestigten Marktgleichgewicht ist eine Fortsetzung dieser Entwicklung zu erwarten. Die eingeleiteten Kosteneinsparungen und die Ergebnisbeiträge aus dem Verkauf der großen C-Zuckerernte 2006 bei steigenden Weltmarktpreisen tragen ebenfalls positiv zum Ergebnis des Zuckersegments bei. Im Segment Spezialitäten wird sich das positive Ergebnis bei Bioethanol im Gesamtjahr verstärken. Bei Functional Food kann die erfreuliche Absatzentwicklung bei den Kernprodukten die Belastungen aus den noch nicht ausgelasteten Produktionskapazitäten in Chile und die fehlenden Ergebnisse aus dem Inulinfructose-Geschäft infolge des Quotenverkaufs nicht ausgleichen. Insgesamt wird dieses Segment daher unter Vorjahr liegen. Einen deutlichen Ergebniszuwachs wird das Segment Frucht durch die Verbesserung der Ergebnisqualität im Gesamtjahr, die nun ganzjährige Konsolidierung der Atys-Gruppe und die Geschäftjahresanpassung erreichen.

Im Restrukturierungsergebnis ist die Stilllegung der polnischen Zuckerfabrik Lubna berücksichtigt. Im Bereich Functional Food wird die Produktion von Inulinfructose aus Chicorée am Standort Oreye planmäßig aufgegeben und eine Fokussierung auf die weiter stark wachsenden Kernprodukte Isomalt, Oligofructose und Inulin umgesetzt. In diesem Zusammenhang prüfen wir auch Maßnahmen, um den wegfallenden Ergebnisbeiträgen der Fructosemischungen, den allgemeinen Kostensteigerungen und den Umständen aus der ersten Chicoreekampagne in Chile Rechnung zu tragen. Ergebnisbelastungen können durch die Ergebniseffekte aus dem Verkauf der Inulin-Quote an den Restrukturierungsfonds und aus dem Börsengang der CropEnergies AG ausgeglichen werden.

Insgesamt erwarten wir aus heutiger Sicht eine deutliche Verbesserung des im Vorjahr noch mit -53 Mio. EUR negativen Restrukturierungsergebnisses. Zusammen mit dem Anstieg des operativen Ergebnisses ergibt sich eine deutliche Steigerung des Ergebnisses der Betriebstätigkeit.

Ereignisse nach der Zwischenberichtsperiode

Am 29. September 2006 hat die CropEnergies AG ihren Börsengang mit erstmaliger Notierung an der Frankfurter Wertpapierbörse im Prime Standard abgeschlossen. Dabei hat die Gesellschaft ihr gezeichnetes Kapital von 60,0 Mio. EUR um 25,0 Mio. EUR auf 85,0 Mio. EUR erhöht und einen Bruttoemissionserlös von 200,0 Mio. EUR realisiert. Die Südzucker AG ist nach der Kapitalerhöhung an der Gesellschaft mit 70,6 % beteiligt; die übrigen Aktien befinden sich in der Hand institutioneller Investoren bzw. im Streubesitz.

AGRANA Fruit S. A., Paris (Frankreich), hat gemeinsam mit dem brasilianischen Tiefkühlunternehmen RICAELI, das eine Beteiligung von bis zu 25 % halten wird, die AGRANA Fruit Brasil Ltda. gegründet, die eine neue Fabrik für Fruchtzubereitungen mit einem Investitionsvolumen von 5 Mio. EUR in Cabreuva im Bundesstaat Sao Paulo errichten wird.

Eastern Sugar B.V., Deurne (Niederlande), hat Gespräche mit Arbeitnehmern und Rübenanbauern an sämtlichen Produktionsstandorten in Tschechien, der Slowakei und in Ungarn aufgenommen, mit dem Ziel, die Quote von insgesamt 281.000 t an den Restrukturierungsfonds zu verkaufen.

Mit freundlichen Grüßen
Südzucker Aktiengesellschaft
Mannheim/Ochsenfurt
Vorstand

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