Südzucker erwirbt das französische Zuckerunternehmen Saint Louis Sucre, Schöller Holding soll verkauft werden

Mannheim, 29.06.2001

Im 75. Jahr des Bestehens häutet sich der Südzucker-Konzern erneut. Die 1926 als Zuckergesellschaft gegründete AG hat im Laufe ihres Bestehens ihre Zuckerkompetenz systematisch ausgebaut und sich zum größten Zuckeranbieter in Europa entwickelt. Insgesamt zählen 41 Zuckerfabriken von Belgien im Westen über Deutschland, Österreich bis hin zu den Ländern Polen, Tschechien, Slowakei, Rumänien, Ungarn und Moldawien im Osten zur Südzucker-Gruppe.

Südzucker hat innerhalb des Segments Zucker/Süßungsmittel einen stark wachsenden Bereich an hochveredelten Spezialitäten mit einem Umsatzvolumen von insgesamt nahezu einer halben Milliarde Euro aufgebaut. Hierzu zählen Functional-Food-Produkte und eine breite Palette von Food Ingredients für weiterverarbeitende Betriebe.

Südzucker trennt sich von der Schöller Holding

Parallel zum Zuckerbereich hat Südzucker in den letzten Jahren das Segment Speiseeis/Tiefkühlkost weiterentwickelt, das sich im Wesentlichen auf die Speiseeisprodukte von Schöller, den Direktvertrieb der Eismann-Gruppe, die Gastro-Aktivitäten und die im Pizza- und Pastabereich tätige Freiberger-Gruppe konzentriert. Der Antritt war und ist, auf den für die Unternehmensgruppe relevanten Märkten zu den Marktführern zu zählen, um in den sich immer mehr globalisierenden Märkten aussichtsreiche Positionen bezüglich Umsatz und Ertrag langfristig erreichen und halten zu können.

Diese Position hat die Schöller Holding in Deutschland und Osteuropa erreicht. Doch im europäischen Markt sind die Wachstumschancen durch die starke Wettbewerbsposition, die global tätige Ernährungsunternehmen bereits halten, nur unter Inkaufnahme geringer Renditen zu realisieren. So ist z. B. im Speiseeisbereich Schöller in Europa mit einem Marktanteil von 8 % die Nummer 3; doch verfügen die Nummer 1 über einen Marktanteil von 40 % und die Nummer 2 von 12 %. Vor diesem Hintergrund und angesichts der Chancen im Zucker-/Süßungsmittelbereich sind eine Konzentration auf das Kerngeschäft und eine Bündelung der Ressourcen der richtige Weg für eine erfolgreiche Fortentwicklung des Konzerns.

Südzucker hat sich daher entschlossen, sich von der Schöller Holding zu trennen. In diesem Zusammenhang werden Verhandlungen mit der Nestlé S. A., Vevey, geführt, in deren strategischer Unternehmensausrichtung Speiseeis und Tiefkühlkost einen hohen Stellenwert einnehmen. Südzucker sieht in einer möglichen Verbindung der Schöller Holding mit dem weltgrößten Ernährungskonzern eine ideale Voraussetzung für deren weitere Entwicklung.

Südzucker-Gruppe baut Kerngeschäft aus

Südzucker, führender Zuckerhersteller in der EU, nimmt die sich bietende Chance wahr und baut das Kerngeschäft durch den Erwerb des zweitgrößten französischen Zuckerherstellers Saint Louis Sucre S. A. (SLS), Paris, aus. Erwerber der Beteiligung in Höhe von 99,7 % ist die belgische Südzucker-Tochter Raffinerie Tirlemontoise. Südzucker verstärkt damit die Führungsrolle in der sich erweiternden Gemeinschaft; ihr Anteil an der EU-Zuckerquote steigt von 16,4 % auf 21,4 %.

Saint Louis Sucre erzielte im Geschäftsjahr 2000 mit 1.700 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,0 Mrd. EUR. Mit einer Zuckererzeugung in fünf Werken von jährlich rd. 900.000 t, bei einer EU-Quote von 730.000 t, ist Saint Louis Sucre eines der effizientesten Zuckerunternehmen in der EU. Des Weiteren verfügt SLS über interessante Geschäftsfelder und Beteiligungen, die die Südzucker-Aktivitäten ideal ergänzen. Dazu zählen die Rohzuckerraffination und Bioethanolerzeugung in Frankreich.

Die Eastern Sugar - ein Joint Venture zwischen Saint Louis Sucre und dem englischen Zuckerunternehmen Tate & Lyle - ergänzt das bestehende Südzucker-Engagement in Ungarn, Tschechien und der Slowakei. Die Gesamterzeugung der Südzucker-Gruppe steigt mit dem Erwerb auf knapp 5 Mio. t Zucker, davon entfallen dann bereits rd. 800.000 t auf Osteuropa.

Saint Louis Sucre ist mit 13,8 % an dem größten spanischen Zuckerhersteller, der Ebro Puleva, Barcelona/Madrid, beteiligt. Ebro hat neben den Geschäftsfeldern Milch, Reis und Konserven eine Beteiligung an dem chilenischen Zuckererzeuger IANSA.

Der Erwerb von Saint Louis Sucre erfolgt wegen der regionalen und kulturellen Nähe durch die Raffinerie Tirlemontoise S.A. Auch für Saint Louis Sucre gilt das Südzucker-Prinzip, bei allen Südzucker-Tochtergesellschaften die nationale Identität voll zu respektieren. Es ist vorgesehen, mit den Rübenanbauern von Saint Louis Sucre frühzeitig Gespräche aufzunehmen, die die Möglichkeit einer Beteiligung der Rübenanbauer einschließen.

Saint Louis Sucre war Anfang 2000 von der französischen Gruppe Worms & Cie. in einem Leveraged Buy Out (LBO) an die Financière Franklin Roosevelt verkauft worden. Mit den Eigentümern dieser Gesellschaft, der Inveparco S.A. und Worms & Cie., hat Südzucker einen Kaufpreis von 1,6 Mrd. EUR - einschließlich der LBO-Schulden - vereinbart; der Erwerb steht unter dem üblichen Kartellvorbehalt.

Das Finanzierungspaket besteht zu rund 60 % aus Eigen- und zu rund 40 % aus Fremdfinanzierungsteilen. Es beinhaltet die Schaffung eines genehmigten Kapitals von 400 Mio. EUR und die Begebung einer Anleihe von ebenfalls 400 Mio. EUR. Die soliden Finanzstrukturen von Südzucker bleiben voll erhalten.

Die Erwerbungen erfolgen im Rahmen der Südzucker-Strategie, die Zuckererzeugung in den nach Klima und Bodenqualität besten europäischen Rübenanbaugebieten zu betreiben. Bei einer bereits heute beispielhaften Werksstruktur in Frankreich bestehen Synergie- und Entwicklungspotentiale bezüglich der Optimierung der Logistik von Zuckerlieferungen, der Bündelung des Exportgeschäftes, sowie bei Einkauf und Forschung und Entwicklung.

Saint Louis Sucre wird zu einer nachhaltigen Steigerung der Ertragskraft der gestärkten Südzucker-Gruppe beitragen. Südzucker hat mit dem Erwerb ihre Position in einem größer werdenden Europa auf der Anbau-, Kunden- und Produktionsseite deutlich verbessert, bestehende Synergie- und Entwicklungspotenziale erweitert und damit gute Voraussetzungen für ein langfristiges erfolgreiches Wachstum geschaffen.

Mannheim, 29. Juni 2001

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