Südzucker weiter auf Erfolgskurs

Mannheim, 28.05.2003

Südzucker, das größte europäische Zuckerunternehmen, konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr eine deutliche Ergebnissteigerung erzielen. Zurückzuführen ist dies auf die unlängst erfolgte Fokussierung auf das Kerngeschäft Zucker und das dynamische Wachstum des Spezialitätenbereichs. So stieg das operative Ergebnis um 11,9 % auf 520 (465)1) Mio. Euro und der Jahresüberschuss um 12,2 % auf 315 (281) Mio. Euro. Der Rückgang des Konzernumsatzes um 392 Mio. Euro auf 4.384 (4.776) Mio. Euro ist im Wesentlichen auf den Verkauf der Schöller-Gruppe zurückzuführen. Auch die Bilanzrelationen haben sich nochmals verbessert. Die Eigenkapitalquote stieg auf 38,1 (34,4) % und der Deckungsgrad des Anlagevermögens erreicht nunmehr 124,6 (119,2) %. Der Cashflow verbesserte sich auf 580 (551) Mio. Euro, was einer Cashflow-Umsatzmarge von 13,2 (11,5) % entspricht. Bei einem auf 1,52 (1,45) Euro gestiegenen Ergebnis je Aktie schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der am 31. Juli 2003 stattfindenden Hauptversammlung eine Erhöhung der Dividende von 0,47 Euro auf 0,50 Euro je Stückaktie vor.

Konzern
Umsatz

2002/03: 4.384 Mio. Euro
2001/02*: 4.776 Mio. Euro
- 8,2 %
Operatives Ergebnis
2002/03: 520 Mio. Euro
2001/02*: 465 Mio. Euro
+ 11,9 %
Operative Marge
2002/03: 11,9 %
2001/02*: 9,7 %
+ 22,7 %
ROCE
2002/03: 11,8 %
2001/02*: 13,2 %
- 10,6 %
Jahresüberschuss
2002/03: 315 Mio. Euro
2001/02*: 281 Mio. Euro
+ 12,2 %
Ergebnis je Aktie
2002/03: 1,52 Euro
2001/02*: 1,45 Euro
+ 4,8 %
*2001/02 inkl. Schöller Holding, 9 Monate konsolidiert.

Zur Vergleichbarkeit wurden bei der Segmentberichterstattung die Vorjahreszahlen angepasst.

Geschäftsentwicklung im Segment Zucker
Umsatz
2002/03: 3.359 Mio. Euro
2001/02: 2.758 Mio. Euro
Operatives Ergebnis
2002/03: 397 Mio. Euro
2001/02: 328 Mio. Euro
Operative Marge
2002/03: 11,8 %
2001/02: 11,9 %
ROCE
2002/03: 10,9 %
2001/02: 13,3 %
Investitionen in Sachanlagen
2002/03: 135 Mio. Euro
2001/02: 102 Mio. Euro
Investitionen in Finanzanlagen
2002/03: 31 Mio. Euro
2001/02: 1.610 Mio. Euro
Geschäftsentwicklung im Segment Spezialitäten
Umsatz
2002/03: 1.025 Mio. Euro
2001/02*: 922 Mio. Euro
Operatives Ergebnis
2002/03: 123 Mio. Euro
2001/02*: 93 Mio. Euro
Operative Marge
2002/03: 12,0 %
2001/02*: 10,0 %
ROCE
2002/03: 16,0 %
2001/02*: 12,7 %
Investitionen in Sachanlagen
2002/03: 72 Mio. Euro
2001/02*: 76 Mio. Euro
Investitionen in Finanzanlagen
2002/03: 14 Mio. Euro
2001/02*: 61 Mio. Euro

* bereinigt um Schöller Holding.

1) Die Zahlen in Klammern betreffen den entsprechenden Vorjahreszeitraum.
 

Ergebnisverbesserung mit System

Zu dieser erfreulichen Ergebnisentwicklung haben mehrere Faktoren beigetragen. Nachdem im Geschäftsjahr 2001/02 der strategische Schwerpunkt auf der Neufokussierung lag, standen im Berichtsjahr Maßnahmen zur nachhaltigen Sicherung und Verbesserung der Profitabilität des Zucker- und Spezialitätengeschäfts im Vordergrund. Eine wichtige Veränderung war die umfassende Neuorganisation der Unternehmensgruppe, begleitet von einer breit angelegten kritischen Analyse der Arbeits- und Produktionsprozesse. Die gewonnenen Ergebnisse haben insgesamt zu einer weiteren Vernetzung des Geschäfts geführt, die Effizienz gesteigert und die Position am Markt noch verbessert.

Südzucker hat im Vertrieb eine schlagkräftige Organisation geschaffen, die es erlaubt, konzernweit die Kunden noch individueller zu betreuen. Auch weitere Schlüsselprozesse, z. B. Forschung und Entwicklung sowie die Produktion wurden genau analysiert, die Möglichkeiten zur Optimierung identifiziert und die notwendigen Veränderungen zur Steigerung von Effizienz und Rentabilität eingeleitet. Der Bereich Forschung und Entwicklung ist heute EU-weit vernetzt, mit enger Abstimmung und Kooperation zwischen den Hauptstandorten. Ziel der langfristig ausgerichteten Unternehmensstrategie ist, dass Südzucker über eine hohe Innovationsrate verfügt, um so Marktanteile auszubauen und das Ergebnis nachhaltig zu stützen. Für die Segmente Zucker und Spezialitäten wird ein Produktportfolio angestrebt, das sowohl funktionale Einzelkomponenten als auch integrierte Systemlösungen für die Kunden beinhaltet. Mit einer größeren Palette an maßgeschneiderten Produkten, die teilweise in Zusammenarbeit mit den Kunden entwickelt werden, sollen weitere Marktnischen erschlossen werden.

Das Programm zur Restrukturierung der Produktionsstandorte im Zuckersegment wurde in Deutschland mit der Schließung des Werkes Löbau nach der Kampagne 2002 abgeschlossen. Ob durch weitere Einschränkungen der Exportmöglichkeiten oder andere Verschlechterungen der Rahmenbedingungen erneut Restrukturierungszwänge entstehen, ist zurzeit nicht absehbar.

Zuckererzeugung steigt um 17 %

Die Rübenverarbeitung stieg im Konzern um 19 % auf 29,7 (25,0) Mio. t, in der EU um 17 % auf 25,7 (22,0) Mio. t, wobei sich das Wachstum im Wesentlichen aus den höheren Rübenernten in Deutschland und Frankreich ergab. Der Anstieg in Osteuropa auf 4,0 (3,0) Mio. t Rüben ist vor allem auf die Zukäufe in Polen zurückzuführen. Der Zuckergehalt konzernweit betrug 17,23 (16,77) %, wobei die Werte in Osteuropa um rd. 2 Prozentpunkte unter den Werten in der EU lagen. Die Zuckererzeugung im Konzern stieg aufgrund der höheren Rübenverarbeitung und des höheren Zuckergehalts um 17 % auf 4,7 (4,0) Mio. t. Durch die Maßnahmen zur Verbesserung der Werksstruktur in Verbindung mit der hohen Rübenernte ist es gelungen, den Verarbeitungszeitraum deutlich zu verlängern. In der EU-Gruppe lief die Rübenverarbeitung durchschnittlich an 92 (75) Tagen und in Osteuropa an 71 (63) Tagen. Der Zuckerabsatz im Konzern betrug 4,5 (4,7) Mio. t, in den EU-Gesellschaften der Südzucker Gruppe bleib er mit 2,6 Mio. t auf Vorjahreshöhe. Die Exporte wurden aufgrund der geringeren Verfügungsmenge aus dem Vorjahr auf 1,2 (1,5) Mio. t Zucker zurückgenommen.

Mitarbeiterzahl durch Unternehmensverkäufe gesunken

Der Verkauf der personalstarken Schöller Holdung hat trotz des Erwerbs der Saint Louis Sucre zu einem deutlichen Rückgang der Konzernbeschäftigten auf 14.855 (23.638) geführt.

In Polen jetzt 25 % Marktanteil

Nach mehrjähriger Verzögerung hat das polnische Staatsschatzministerium am 26. März 2003 den Verkauf der schlesischen Zuckergruppe Slaska Spolka Cukrowa (SSC) an die zum Südzucker-Konzern gehörende französische Saint Louis Sucre-Gruppe freigegeben. Damit hat Südzucker die bereits vorhandene Position in Polen wie geplant verstärkt und mit einem Marktanteil von 25 % die selbst gesetzten Ziele erfüllt. Polen ist nach Frankreich und Deutschland der drittgrößte europäische Zuckerproduzent und mit rd. 40 Mio. Einwohnern der bedeutendste Markt in den MOEL. Südzucker ist es – noch vor dem Eintritt Polens in die EU im Jahre 2004 – gelungen, den bisher aus 6 ostpolnischen Fabriken bestehenden Südzucker-Verbund um 14 schlesische Zuckerfabriken zu ergänzen. Insgesamt wird die dort neu entstehende Gruppe zukünftig mit einer EU-Quote von 422.000 t Zucker und einem Umsatz von rd. 300 Mio. Euro die zweitgrößte polnische Zuckergesellschaft bilden. Der so entstandene Verbund erleichtert die unter EU-Bedingungen notwendige Restrukturierung der nahe beieinander gelegenen schlesischen und ostpolnischen Zuckerfabriken.

Im Rahmen der Konzentration auf die Kernaktivitäten hat Südzucker sämtliche über die AIH Agrar-Industrie-Holding gehaltenen Aktien der VK Mühlen AG, Hamburg, an die Leipnik-Lundenburger Invest Beteiligungs AG, eine Tochter der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien, veräußert. VK Mühlen AG verfügt damit über einen weiteren starken Partner im europäischen Mehlmarkt.

Für Südzucker besteht die Möglichkeit, im Rahmen der Ausübung eines Vorkaufsrechts von Bayer CropScience 15 % KWS-Aktien zu erwerben. Da zurzeit kartellrechtlich eine Aufstockung der Südzucker-Beteiligung auf über 25 % nicht möglich ist, hat Südzucker im Vorhinein in gleicher Größenordnung KWS-Aktien aus ihrem Altbestand verkauft.

Auf Spezialitäten entfallen bereits 25 % des Umsatzes

Gut vorangekommen ist Südzucker ebenfalls im Segment Spezialitäten, auf das bereits nahezu ein Viertel des Konzernumsatzes entfällt. Der Erfolg dieses Unternehmensbereichs gründet auf starker Kundenorientierung, globaler Präsenz mit einem entsprechenden Vertriebsnetz sowie einer hoch qualifizierten anwendungstechnischen Beratung. Die Produkte dieses Segments begegnen einem in vielen Lebensbereichen, in den meisten Fällen als Zutat in qualitativ hochwertigen Lebensmitteln. Aber sie sind ebenfalls als Tiefkühlgericht wie Pizza, als Portionsartikel in der Gastronomie oder, wie bei Stärke, auch in Nonfood-Produkten zu finden. Aufgrund der hohen Innovationsrate bei Südzucker in diesem Bereich wird auch mittelfristig ein zweistelliges Wachstum erwartet. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden unter anderem Palatinit und ORAFTI zu einem Geschäftsbereich Functional Food-Produkte organisatorisch zusammengefasst. So können die Synergiepotenziale, die sich aus der Überschneidung der Kundenkreise, aber auch in der Forschung ergeben, besser erschlossen werden. Functional Food-Produkte erfüllen neben der Erhaltung der körperlichen Leistungsfähigkeit eine zusätzliche gesundheitsfördernde Rolle und werden verstärkt als Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität empfunden. Die Schlüsselprodukte für den Ausbau einer marktführenden Stellung in diesem Segment sind der aus Zuckerrüben gewonnene Zuckeraustauschstoff Isomalt und die aus Zichorienwurzeln gewonnenen Produkte RAFTILINE® und RAFTILOSE®.

Auch im Stärkebereich ist der Erfolg ständigen Innovationen zu danken, mit denen neue, interessante Marktnischen erschlossen werden.

Dies gilt auch für die Aktivitäten im Rahmen der auf Portionsartikel für Gastronomie und Großverbraucher ausgerichteten Portion Pack Europe (PPE). Durch den Kauf des belgischen Unternehmens Cocachoc werden Synergien freigesetzt, PPE wurde Marktführer im Bereich Schokoladen- und Biscuit-Portionspackungen.

Dieser breit angelegte Ansatz des Südzucker-Konzerns macht deutlich, dass die Fokussierung auf die Kernkompetenzen ein Schritt nach vorn war und die im Unternehmen liegenden Ressourcen offen legte und voll nutzbar machte.

Keine Entscheidung bei Bio-Ethanol

Ein Bereich, den Südzucker intensiv prüft, und der sich zu einem neuen Geschäftsfeld entwickeln könnte, ist die Herstellung von Bio-Ethanol als Treibstoff. Ausgangsstoffe wären die Zuckerrübe und Getreide, aus denen im Annexbetrieb mit einer Zuckerfabrik energiesparend Bio-Ethanol hergestellt werden kann. Die Technologie hierzu liegt bei Südzucker vor, sie wird bereits bei der französischen Saint Louis Sucre erfolgreich praktiziert. Das Projekt ist von der Produktionsseite her für Südzucker überschaubar, Risiken ergeben sich hingegen bei den Vermarktungsmöglichkeiten aufgrund der bislang nur bis 2008 begrenzten Steuerbefreiung für Bio-Ethanol, der Konkurrenz durch Drittlandimporte sowie der Nachfrageentwicklung.

Nachhaltigkeit ist Unternehmensziel

Der Lebensmittelkonzern Südzucker sieht grundlegende Bausteine für eine kontinuierliche Weiterentwicklung und Steigerung des Unternehmenswertes in den Faktoren Qualität, Sicherheit, Gesundheit und Umwelt. Für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung wurde daher konzernweit ein System geschaffen, das von der landwirtschaftlichen Produktion bis hin zum Endprodukt eine integrierte Betrachtung ermöglicht. Neben einer nachhaltigen Unternehmensstrategie sind gute Corporate Governance Standards eine wesentliche Voraussetzung für das Vertrauen der Aktionäre. Südzucker entspricht den Empfehlungen der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex.

Aussichten 2003/04

Das zuckerwirtschaftliche Umfeld bleibt 2003/04 mit niedrigen Weltmarkpreisen, schwachen Dollarkursen sowie einer instabilen Entwicklung der osteuropäischen Zuckermärkte vor dem EU-Beitritt schwierig. Südzucker rechnet aus heutiger Sicht mit einem schwächeren operativen Ergebnis, wogegen man von einem höheren Jahresüberschuss ausgeht.

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